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Galerie Voss: Silke Rehberg: Stationen 1,4,6,7,11,12,13,14 - 13 June 2008 to 12 July 2008 Current Exhibition |
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Image � Silke Rehberg. Courtesy Galerie Voss
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Silke Rehberg: Stationen 1,4,6,7,11,12,13,14 13.06.2008 - 12.07.2008 Verkopfung auf der Via Dolorosa Silke Rehbergs au�ergew�hnlicher Kreuzweg Sp�testens mit der Moderne, die auf Autonomie pochte, geriet Kunst im Kirchenraum, geriet die Darstellung religi�ser Themen ins Abseits. In den letzten Jahren jedoch kann man allerorten eine erneute Zuwendung der Gegenwartskunst zur Sph�re des Sakralen beobachten. Diesem Trend widmet derzeit das Pariser Centre Pompidou eine gro�e Themenschau mit dem Titel "Traces du sacr�". Der Kreuzweg, den Silke Rehberg zun�chst in der Kirche St. Theresia, M�nster, anbrachte und den sie nun, in einer eigenst�ndigen Serie, in der Galerie Voss zeigt, scheint sich auf den ersten Blick bruchlos in dieses Religion-Revival der zeitgen�ssischen Kunst einzuf�gen. Es w�re jedoch voreilig, die Skulpturen-Folge auf eine solche Deutung festzulegen. Zwar rekapituliert die Reihe der acht farbig gefassten Keramikb�sten, f�r die der Wiener Schauspieler Karl Markovic Modell sa�, in der Tat den Leidenspfad Christi, zwar kann man hier den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Tod und zur Grablegung im Medium des zeitgen�ssischen Kunstwerks erneut zur�cklegen. Zugleich jedoch tut die Bildhauerin alles, um eine modische religi�se Emotionalit�t zur�ckzudr�ngen, wenn nicht gar aus ihrer Darstellung zu verbannen. Das Martyrium auf der Via Dolorosa in Jerusalem ist nur der Anlass f�r eine Vergegenw�rtigung einer prinzipiellen menschlichen Situation. Hierzu setzt Silke Rehberg konsequent auf Reduktion. Das Kreuz, zentrales Folterinstrument oder ikonographisches Atttribut des Leidensweges, fehlt v�llig. Reduktion auch in der Darbietung des K�rperlichen: Die K�nstlerin zeigt Christus ausschlie�lich als Torso, als reines Kopf- und Schulterst�ck, montiert auf Holzplatten, die zudem mit Holzlaminat �berzogen sind � Rehberg selbst bezeichnet die Sockelschrumpfform als "Schnittfl�che zwischen dem dargestellten Teil der Person und dem K�rper". Die programmatische Verkopfung, die das Augenmerk zwangsl�ufig auf den nuancierten Wandel der Mimik zwischen den einzelnen Stationen lenkt, spart das Aktionspotenzial des aufw�hlenden Geschehens mit Bedacht aus: Die drei St�rze, die Annagelung ans Kreuz, die Kreuzabnahme, das alles wird nicht gezeigt. Dieser Mischung aus Understatement und Lakonie, ohnehin kennzeichnend f�r das Werk der 1963 geborenen K�nstlerin, Meistersch�lerin von Timm Ulrichs, entspricht die Zur�ckhaltung, was die Darstellung von Gef�hlen angeht. Hier weicht Silke Rehberg krass ab von der Ikonographie des Kreuzwegs, die seit dem 15. Jahrhundert eng mit der Passionsfr�mmigkeit verbunden war und demzufolge drastische Gem�tsbewegungen in den Vordergrund r�ckte. Obendrein ist allzu aufdringlicher Psychologisierung ein Riegel vorgeschoben, weil die pr�zise � und v�llig unkonventionelle � formale Durcharbeitung des altehrw�rdigen Themas unsere Aufmerksamkeit mindestens so stark in Anspruch nimmt wie der emotionale Aspekt des Leidens. Anders als �blich reiht Silke Rehberg die Stationen nicht nebeneinander � die H�ngung der Skulpturenserie bildet eine Installation, die sich subtil auf die r�umliche Situierung der Passion Christi einl�sst. Ein Beispiel: W�hrend die Szene der Kreuzabnahme, wo uns Jesus in k�hner Positur kopf�ber gezeigt wird, im oberen Bereich der Wand h�ngt, ist jene B�ste, die die Grablegung veranschaulicht, v�llig plausibel zur Bodenarbeit mutiert. Solche souver�nen gestalterischen Akzente �berlagern bei Silke Rehbergs Kreuzweg-Folge die biblischen Assoziationen in einem solchen Ma�e, dass der Betrachter sich fragen muss, was genau der Grund ist, weshalb sich die K�nstlerin, von der wir sonst Arbeiten �ber die Konsum- und Museumswelt kennen, auf das religi�se Thema einl�sst. Zumal der Christus, mit dem uns die Bildhauerin konfrontiert, ausgesprochen weltlich, gar 'normal' anmutet � ein Typ wie du und ich, m�chte man fast sagen. M�glicherweise liegt darin ja gerade ein Schl�ssel zum Verst�ndnis des Kunstwerks. In Silke Rehbergs Keramikplastiken verk�rpert sich eine ausgesprochen gegl�ckte Synthese � zwischen Heiligem und Allzumenschlichem, zwischen Tuchf�hlung mit der Kunstgeschichte und Weiterentwicklung des aktuellen Realismus. Kunst, dies belegen Rehbergs Skulpturen, muss nicht polarisieren, um Polares sinnf�llig zu vermitteln. J�rg Restorff |
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