MANUEL GRAF, BUCHTIPP January 8 - February 28, 2008
Manuel Graf liest gern und viel. Die Ausstellung "Buchtipp" ist als ebensolcher zu verstehen, sie koennte genausogut "Geheimtipp" betitelt sein, da das Buch auf das Graf hinweisen moechte - "Das sensible Chaos",1962 von Theodor Schwenk - wahrscheinlich keinem groesseren Publikum bekannt ist und der Kuenstler, durch seine eigene, nicht-lineare Denkweise, uns unbekannte "geheime" Bilder sehen laesst.
Der Film zeigt die Erweiterung von Grafs Interesse fuer Architektur hin zu dem Aufbau von Natur und deren Widerspiegelung in der inneren Konstruktion des Menschen. Auch Herr Wallat, der Protagonist aus "ueber die aus der zukunft fliessende zeit", hat in diesem Zusammenhang etwas zu sagen. Graf findet geradezu archtypische Formen f�r seine Gedankenbilder.
Eines der zentralen Bilder, das auch auf der Einladungskarte zu sehen ist, erinnert an den menschlichen Kehlkopf, durch den nicht nur Sprechen moeglich wird, sondern der auch als Mittler zwischen Geist und Materie gilt. Tatsaechlich entstand dieses Bild aus einem Phaenomen welches entsteht wenn man, unter konrollierten Bedingungen, Wasser auf Wasser treffen laesst. Weiteres laesst sich durch eigenes Schauen erschliessen - wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Manuel Graf *1978 hat u.a. ausgestellt im MuseumX/Museum Abteiberg, Moenchengladbach; Kunstverein Goettingen; MQ, Wien; Frans Hals Museum/De Hallen, Amsterdam; Kunstverein Nuernberg; KIT, Duesseldorf u.v.m. Er ist ars viva Preistraeger 2008/2009. Buchtipp ist seine zweite Einzelausstellung bei VAN HORN. Die Arbeit wird im Rahmen des Festivals "Temps d'Images" vom 8.bis 14.1. parallel im Tanzhaus NRW zu sehen sein.
"Buchtipp", 1-Kanal Video-Projektion, Color/Ton, auf Blue Ray disc, 7:20 min. Gesprochener Prolog, Herr Wallat:
�Meine Damen und Herren, ich m�chte Ihnen das Buch �Das sensible Chaos� vorstellen.
Droben in den W�ldern �ber Bad-S�ckingen in Herrischried im Hochschwarzwald - dort hat er sein Institut. Schon seit den 60er Jahren erforscht dort Theodor Schwenk, seit Jahren mit dem Werk Steiners bekannt, das Wasser der Waldb�che. Und versucht mit verschiedenen - mit alternativen Methoden, die Qualit�t dieses Wassers zu erfassen.
Im Vorwort lesen wir, dass der Titel des Buches ein Ausdruck des Dichters Christian von Hardenberg - von Novalis, ist. Dieser Romantiker war f�r Schwenk einer der Wenigen Letzten, die noch etwas von der geistigen Erf�lltheit der Elemente � vor allen Dingen des Wassers � wussten, bevor dieses alte Wissen verd�mmerte. Bevor also die moderne Welt, in der wir leben, mit Naturwissenschaft und Technik, Industrialisierung und Vermarktung, das Wasser von einem Urbild des lebendigen zu einem physischen Stoff herabstuften - beherrschbar, verwertbar.
Sein Anliegen ist, uns eine neue und andere Sicht der Elemente - vor allen Dingen des Wassers zu er�ffnen; - uns, die wir am Ende dieser Epoche der Kultivierung der Erde und der Ausbeutung ihrer Stoffe stehen. Mit seinen alternativen Methoden untersucht Schwenk das Wasser in seiner Bewegung, im Str�men - im Prozess also. Und h�lt in seinen Bildern die Formen und Gestaltbildungen, die sich im Prozessualen ergeben, fest. Die eine, die einfachste Methode dabei haben wir hier: Es wird Wasser - ein Fl�ssigkeitsstrom - in ruhendes Wasser eingeleitet und stadienweise im Bild die Entwicklung des Prozesses der sich dabei ausgestaltet festgehalten. Am Ende differenziert sich die Form immer st�rker aus - und wir stehen erstaunt, fasziniert vor einem Gebilde, welches uns tats�chlich an den menschlichen Kehlkopf erinnert.
W�re dieser also das Ergebnis eines Str�mungsprozesses - der zum Organ verdichtete Luftstrom selbst? Und dann plastiziert dieses Organ wiederum seinerseits den Luftstrom und bildet die Grundlage unserer Stimme, unseres Sprechens. Im Monolog, vereint sich im Dialog mit dem Luftstrom aus dem Kehlkopf eines Anderen, mit einem Dritten, und wir sehen geradezu eine Gestaltbildung wie eine soziale Plastik vor uns.�